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Aktuelle Herausforderung: Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter

Das jugendpolitische Thema Nummer Eins sowohl auf kommunaler, als auch auf Landesebene ist derzeit der Ausbau von Ganztags-Betreuungsangeboten für Kinder aller Altersstufen. Evangelische Kinder- und Jugendarbeit ist hiervon in vielfältiger Weise betroffen, insbesondere aber durch den rasch fortschreitenden Ausbau der (offenen) Ganztags-Grundschule.
In Köln zum Beispiel hat der Rat eine Erhöhung der bisher 4.500 bestehenden Ganztagsplätze in Grundschulen auf 15.600 bis zum Sommer 2007 beschlossen, und die Verwaltung hat bereits konkrete Pläne zur Umsetzung dieses Beschlusses erarbeitet (nähere Informationen dazu sind im Jugendpfarramt vorhanden). Wenn diese Pläne umgesetzt sind, wird für etwa jedes zweite Kind in Köln ein Platz in einem über die Schule organisierten Betreuungsangebot über Mittag und am Nachmittag zur Verfügung stehen.

Welche Angebote wollen wir in Zukunft machen, damit Kinder christliches Leben kennenlernen können? 
Für manches klassische Angebot der gemeindlichen Arbeit mit Kindern könnte dies das Aus bedeuten, weil ein großer Teil der Kinder, die bisher für solche Angebote ansprechbar waren, nunmehr anderweitig „versorgt“ und verplant sind. Alle Gemeinden müssen sich also dringend die Frage stellen: Welche Angebote wollen wir in Zukunft machen, damit auch Kinder im Grundschulalter die Möglichkeit haben, christliches Leben kennen zu lernen und von unseren Glaubensüberzeugungen zu erfahren? Wollen wir uns mit solchen Angeboten am Nachmittagsprogramm in der Schule beteiligen? Wollen wir in unseren eigenen Räumen in Zusammenarbeit mit benachbarten Schulen Angebote machen, die den Anforderungen des Gesetzgebers in Bezug auf Häufigkeit, Dauer und Verlässlichkeit entsprechen? Können wir möglicherweise durch ein solches Angebot sogar die Stelle einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters sichern, die wir sonst wegen der geringer werdenden Einnahmen aus Kirchensteuern nicht mehr lange halten könnten? Oder setzen wir ganz auf Angebote in den Ferienzeiten, wenn es für die Schulen besonders schwierig ist, eigene Angebote zu machen? Welche Möglichkeiten hätten wir sonst noch?

Schnelle Entscheidungen sind notwendig
Angesichts der Tragweite der anstehenden Veränderungen kann ich allen Verantwortlichen in unseren Kirchengemeinden nur empfehlen, sich möglichst bald mit diesen Fragen zu beschäftigen. Denn zumindest für den Bereich der Stadt Köln ist klar: Wer noch im Zug „Offene Ganztags-Grundschule“ mitfahren will, muss sich in den nächsten Monaten entscheiden, sonst sind alle Plätze besetzt. Und ich möchte auch an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, dass sowohl die MitarbeiterInnen in den Jugendreferaten der Kirchenkreise, als auch ich selbst gern zur Beratung zur Verfügung stehen (Telefon, Durchwahl: 0221 / 93 18 01-15).

Problemfeld Kindergärten mit Hortplätzen
Betroffen vom geplanten Ausbau der Ganztagsbetreuung sind natürlich auch unsere Kindergärten, insbesondere dann, wenn wir dort Hortplätze anbieten. In den kommenden Jahren werden wegen der zurückgehenden Kinderzahl zahlreiche Kindergartengruppen geschlossen werden. Zukunftsfähig werden die Kindergärten sein, deren Träger sich rechtzeitig überlegt haben, wo sie mit ihrer Einrichtung hin wollen: Sollen in Zukunft mehr Kinder unter drei Jahren aufgenommen werden, soll der Kindergarten sich zum Familienzentrum weiter entwickeln, oder soll er ein besonderes Profil bekommen (etwa durch besondere Angebote der Frühförderung, durch besonders flexible Öffnungszeiten, …), das ihn im Stadtteil unverzichtbar macht? Und natürlich sollte dies im Zusammenhang diskutiert werden mit der oben gestellten Frage, welche Angebote wir den Kindern nach ihrer Zeit im Kindergarten machen wollen.

Text: Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus dem
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